Oberland
Ich weiß nicht, ob Sie das Oberland kennen? Ich kenne es auch nicht, ich habe es frei erfunden, um Ihnen an einem Beispiel zu verdeutlichen, wie Arbeitsvolumen, Arbeitszeit und Arbeitskräfteangebot die Vollbeschäftigung beeinflussen. Es sind ebenfalls Faktoren, die dringend von der Wirtschaftspolitik beachtet werden müssen. (Entschuldigung: Oberland gibt es tatsächlich, es ist eine Planungsregion in Bayern).
Nehmen wir an, Sie sind Einwohner im Oberland. Im Oberland, ein kleines aber wunderschönes Land, leben friedliche und glückliche Menschen.
Im Oberland, gibt es ein Arbeitsvolumen (Arbeitsmenge einer Volkswirtschaft) von 1 Millionen Arbeitsstunden pro Tag. Sind diese Millionen Arbeitsstunden geleistet, dann sind alle bezahlten Arbeiten abgeschlossen. Im Oberland gibt es 200000 Arbeitskräfte, die alle sehr begabt sind und deshalb an jedem Arbeitsplatz arbeiten können. Die tägliche Arbeitszeit beträgt somit je Arbeitskraft fünf Stunden. Richtig, oder? Nach der Arbeit haben die Menschen viel Freizeit. Sie gehen feiern und schlafen viel und leben ihre Kreativität aus -sie haben arbeitsfrei.
Oberland
Eine Firma geht
Nehmen wir weiter an, dass Arbeitsvolumen im Oberland würde sich verändern. Eine große Firma geht ins Ausland, weil sie dort günstiger produzieren kann und somit höhere Gewinne erwirtschaften kann. Diese Firma nimmt sozusagen 200000 Arbeitsstunden mit. Die Mitarbeiter können leider nicht mitkommen. Die Einwohner des Oberlandes teilen die verbleibenden 800000 Arbeitsstunden neu auf. Jetzt müssen die Einwohner nur noch 4 Stunden pro Tag arbeiten. Anders wäre es, wenn eine ausländische Firma aufgrund der hervorragenden weichen und harten Standortfaktoren in Oberland ihren Standort in Oberland wählen würde. Diese Firma würde 200000 Arbeitsstunden mitbringen. Bezogen auf die Anfangssituation, würde das Arbeitsvolumen nun 1.200000 Millionen Stunden betragen. Die 200000 Einwohner des Landes müssten dann 6 Stunden pro Tag arbeiten.
Ein neues Verfahren
In einem anderen Fall hat ein Unternehmer ein neues Verfahren entwickelt, er hat den Produktionsvorgang rationalisiert. Dadurch fallen 100000 Arbeitsstunden weg. Die 200000 Einwohner müssen sich nun 900000 Arbeitsstunden teilen. Jeder Einwohner arbeitet nun 4,5 Stunden pro Tag.
Erfindung eines Produktes
Durch die Erfindung und Produktion eines neuen Produktes kommen hingegen 300000 Arbeitsstunden hinzu. Das Arbeitsvolumen beträgt nun 1.300000 Millionen Stunden. Die 200000 Arbeitskräfte leisten nun 6,5 Stunden täglich.
Das Arbeitsvolumen (die gesamte Arbeitsmenge) einer Volkswirtschaft steht also in einem engen Zusammenhang zu den Arbeitsplätzen.
Ebenso deutlich sind die Zusammenhänge auch bei dem Arbeitszeitangebot und dem Arbeitskräfteangebot. In dem o.g. ersten Beispiel hat eine Firma 200000 Arbeitsstunden ins Ausland verlagert. Die Arbeitskräfte des Oberlandes müssen dann nur noch 4 Stunden täglich arbeiten, vorausgesetzt sie teilen Arbeitszeit und das Einkommen. Sie arbeiten 20% weniger und verdienen 20% weniger. Insgesamt sind die Bürger des Oberlandes ärmer geworden.
Das Einkommen von 200000 Arbeitsstunden entsteht nun im Ausland. Sind die Einwohner des Oberlandes in dieser Situation nicht bereit zu teilen, dann könnten 160 000 Menschen immer noch 5 Stunden pro Tag arbeiten (160 000 x 5 = 800 000 Arbeitsstunden), aber 40000 Menschen wären dann arbeitslos. Das Einkommen der Einwohner müsste trotzdem geteilt werden, um die 40000 Arbeitslosen zu finanzieren.
Zuwanderung
Im neuen Jahr kommen 10000 junge oberländische Arbeitskräfte hinzu und 10000 Ausländer möchten ebenfalls gerne in Oberland arbeiten. Dadurch würde die Arbeitskräfteanzahl bezogen auf das erste Beispiel auf 220000 ansteigen. Die tägliche Arbeitszeit würde nun 4,545 Stunden betragen (1 Million Arbeitsstunden dividiert durch 220000 Arbeitskräfte).
Das Arbeitszeitangebot und das Arbeitskräfteangebot kann durch verschiedene Maßnahmen, wie Schulbesuch, Frühverrentung, Zuwanderungsquote, Ferienzeiten, mehr Unternehmertum, tägliche Arbeitszeiten u.a. sehr wohl verändert werden (s.o.)
Ihre Meinung interessiert mich. Was sagen Sie zu dem Beispiel Oberland? Haben Sie es schon einmal erlebt, dass Politiker so klar die Situation analysieren? Was passiert in Ihrer Stadt, in Ihrer Region hinsichtlich Innovation? Was sagen Sie zur Zuwanderung, obwohl wir hohe Arbeitslosenzahlen haben? Haben die Politiker in Ihrer Stadt volkswirtschaftliche Kenntnisse? Sind Politiker in Ihrer Stadt für gerechte Strukturen oder wollen Sie immer noch feudale Strukturen? Was halten Sie davon Arbeit zu teilen? Welchen Tipp haben Sie, um die Probleme zu lösen? Bitte schreiben Sie hier einen Kommentar.
Auch interessant: https://deutschland-rockt-sich-neu.de/14-gruende-fuer-arbeitslose
https://deutschland-rockt-sich-neu.de/beste-jobs-der-welt
Besonders würde ich mich darüber freuen, wenn Sie diesen Beitrag weiterposten würden. Danke.
Liebe Grüße,
Friedhelm Kölsch