Entschuldigung an Arbeitslose
Sehr geehrte deutsche Arbeitslose,
es tut uns leid, dass wir in den letzten 20 Jahren Globalisierung versucht haben und damit kläglich gescheitert sind. Wir haben wirklich gedacht, mit dieser Strategie für Deutschland das Beste zu erreichen. Wir müssen jedoch feststellen, dass in Europa die Arbeitslosenzahlen dramatisch hoch sind und wir auch in Deutschland 3,8 Millionen Arbeitslose haben. Die Finanzkrise 2008 basierte auf unseren falschen Entscheidungen. Die Verschuldung in Deutschland liegt mittlerweile bei 2,2 Billionen Euro. Wir haben Europa euphorisch vorangetrieben, haben jedoch völlig unvernünftige Entscheidungen getroffen.
Es tut uns leid,
dass wir unser Stabilitätsgesetz aufgegeben haben und Ihre Interessen überhaupt nicht mehr berücksichtigt haben. Wir haben gedacht, der Markt regelt dies schon und schafft Gerechtigkeit.
Globalisierung hat in Europa nicht funktioniert und deshalb haben wir auch kein Recht mehr, noch mehr Freihandel zu fordern. Wir waren doof und geloben Besserung.
Es tut uns leid, dass unser Experiment dazu geführt hat, dass wir nun 400 Jahre lang Schulden zurückzahlen müssen. Wenn Deutschland jedes Jahr 5 Milliarden Euro zurückzahlt, dann sind wir in 400 Jahren schuldenfrei.
Wir erkennen jetzt,
dass die FDP deshalb nicht mehr gewählt wurde, weil sie uns die Liberalisierung angedreht hat. Es ist uns bewusst, dass die SPD keine Mehrheiten mehr gewinnen kann, weil Sie die Arbeitnehmerinteressen nicht beachtet hat. Das schlechte Wahlergebnis der CDU in Hamburg ist ein Ergebnis unserer verblendeten Politik.
Es tut uns leid, dass wir alle Arbeitslosen für ungebildet halten und Hunderttausende von Menschen in prekäre Arbeitsverhältnisse geführt haben. Es war nicht richtig, die ganzen Anpassungsnotwendigkeiten des Arbeitsmarktes auf den Arbeitnehmern abzuladen.
Wir bedauern,
dass wir mit unserer eingeschränkten und blöden Sichtweise nicht erkannt haben, dass in einer entwickelten Gesellschaft alle dazugehören. Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben das Recht auf Weiterentwicklung und auf eine Verbesserung ihrer Lebenssituation.
Es ist unverzeihlich, dass wir ein Europäisches Parlament, den Euro und Freizügigkeit eingeführt haben ohne das Volk zu befragen. Wir waren uns ganz sicher, für Deutschland etwas Gutes zu erreichen, wir haben uns in Wirklichkeit aber verhalten, wie ein Unternehmer, der kein Gefühl mehr dafür hat, welche Risiken er eingeht. Wir haben die falschen Entscheidungen getroffen, es tut uns sehr leid, dass Sie nun unter unseren Fehlentscheidungen leiden müssen.
Es steht fest, dass für viele Menschen nun Altersarmut vorprogrammiert ist. Wir haben in Saus und Braus gelebt und uns in Europa ein schönes Leben gemacht. Es tut uns aufrichtig leid, dass Sie dies nun ausbaden müssen.
Es ist klar, dass wir Europa vorangetrieben haben, obwohl Griechenland schon damals nur mit Lügen und Bilanzfälschungen in den Euro einsteigen konnte. Wir waren so naiv und dumm, aber Liebe macht manchmal blind. Liebe rechnet nicht damit, dass Vertrauen missbraucht wird.
Es ist nicht zu entschuldigen,
dass wir Ihnen zwar Subsidiarität als ein wichtiges Prinzip angepriesen haben, dass die Praxis aber so aussieht, dass wir uns mehr Gedanken um den griechischen Arbeitsmarkt als um den deutschen Arbeitsmarkt machen. Es tut uns leid, dass wir so fahrlässig unsere Prinzipien aus den Augen verloren haben.
Sehr geehrte Arbeitslose, es tut uns leid, dass Sie so viele nutzlose Bewerbungen schreiben mussten. Wir müssen zugeben, es ist uns nichts anderes eingefallen.
Es tut uns leid, dass wir sie in den Job Centern in aller Öffentlichkeit vorgeführt haben. Es ist ein dummer Reflex von uns, dass wir Menschen so vorführen wollen. Wir sind die eigentlich Schuldigen, aber wir haben es Ihnen angehängt. Sorry.
Sehr verehrte Arbeitslose, Sie haben allen Grund uns nicht mehr zu wählen. Wir verstehen das. Wir geloben Besserung und eine Änderung unserer Politik.
Liebe Grüße,
Friedhelm Kölsch
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