Die Fußballweltmeisterschaft 2014 bietet einen Grund, um in diesem Blog auch einmal über die soziale Situation in Brasilien zu berichten.
Die Ureinwohner Brasiliens sind verschiedene Indianerstämme.
Pedro Alvares Cabral hat im Jahr 1500 Brasilien „entdeckt“.
Vom 16. bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Brasilien eine portugiesische Kolonie.
1822 erklärte Brasilien seine Unabhängigkeit.
Brasilien ist und war ein Land mit großen Gegensätzen!
Industrie-Natur-Regenwälder, Indianer-Sklaverei-Kolonialismus, Arm-Reich, Favelas-Eingezäunte Reichensiedlungen, Karneval, Straßenkinder, unterschiedliche Kulturen, Religionen und Ethnien und ganz viel Fußball.
Laut Wikipedia gibt es seit Juni 2013 Proteste in Brasilien.
Diese Proteste sind die größten Unruhen in dem südamerikanischen Land seit dem Ende der Militärdiktatur in den 1980er Jahren.
Die Proteste richten sich gegen die Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien und damit gegen die Geldverschwendung der öffentlichen Hand, also gegen Korruption, gegen soziale Missstände, wie z.B. die Erhöhung von Preisen im öffentlichen Nahverkehr und gegen unrechtmäßige Polizeigewalt.
Die Bürger in Brasilien haben das Gefühl, dass irgendwelche Mammutprojekte wichtiger sind als sie selbst.
Ein ähnliches Gefühl haben auch die Bürger der EU, die sich vermehrt von der EU abwenden und diesen Größenwahn nicht mehr unterstützen.
Die Geldverschwendung ist auch nicht eingebildet, sondern kann auch an Zahlen abgelesen werden.
Straßenkinder, eine Schande für die brasilianische Gesellschaft!
- Brasilien gehört im weltweiten Vergleich mit einem Gini-Index von 59,3% zu den Ländern mit auffallend ungleicher Einkommensverteilung: Die ärmsten 20% der Bevölkerung haben nur 2,5% des Volkseinkommens. Bezüglich des Grundbesitzes zeigt sich ein noch extremeres Bild: Knapp 10% der Grundbesitzer verfügen über ca. 80 % des bewirtschaftbaren Landes. Die übrigen ca. 4 Millionen kleinen und mittleren Grundbesitzer teilen sich lediglich die verbleibenden 20%. So können Sie die Arbeitslosigkeit in jedem Land besiegen…
- Im Jahr 2007 mussten in Brasilien mehr als 20%, in der nordöstlichen Region rund die Hälfte aller Haushalte mit der Hälfte des Mindestlohnes (01/01/2010 Medida Provisória nº 474/2009 R$ 510, ca. 230€) pro Person zurecht kommen.
- Der Anteil alleinerziehender Frauen betrug laut IBGE 1991 18,1%, im Jahr 2000 bereits 24,9%, d.h. es fand ein Anstieg von 37,6% in nur neun Jahren statt. In Recife betrug die Zahl weiblicher Alleinerziehender im Jahr 2000 sogar 37,4%.
- In den prekären Häusern bzw. Behausungen leben auf engstem Raum größtenteils fünf und mehr Personen (68,8%, nach CEBRID 2003: 38), oft sogar zwischen sieben und 14 Bewohner.“
Bekämpfung der Armut, die Reichen sollten sich bewegen!
„Der sozialistische Präsident Lula da Silva hatte sich die Bekämpfung der Armut als oberstes Ziel gesetzt.
In seiner Amtszeit (2003 bis 2010) konnte er mit dem Sozialprogramm Bolsa-Família zwölf Millionen arme Familien unterstützen.
Die Arbeitslosigkeit ging merkbar zurück und der Mindestlohn stieg auf das Doppelte.
Die Zentralbank sprach von einem fünfprozentigen Wirtschaftswachstum im Jahr 2010.
Im Oktober 2010 wurde Dilma Vana Rousseff, Kandidatin der linken Arbeiterpartei PT, zur neuen Präsidentin gewählt und erklärte, die Politik ihres Vorgängers als erste Frau in diesem Amt 2011 fortsetzen zu wollen.
Das ändert nichts daran, dass in Brasilien, einem der bevölkerungsreichsten Länder der Erde, (Gesamtbevölkerung von 194 Millionen Menschen) rund ein Viertel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt.
Am Rande der großen Städte wird die Armut besonders deutlich: Die Armutsviertel (Favelas) werden immer größer.
Ein großes Problem der Metropolen ist auch die Produktion erheblicher Mengen von Abfall.
Die Deponieplätze für den Müll sind erschöpft.
Konzepte der Stadtverwaltungen zur Müllvermeidung fehlen weitestgehend.
Tausende von Familien leben auf und von den Lixões, den großen Mülldeponien.
Hier hat sich mittlerweile eine eigene „Müllmafia“ gebildet, welche die Müllsammlerinnen und Müllsammler zudem noch ausbeutet.
Sie, die heute als „Wertstoffrecycler“ bezeichnet werden, gehören zu den ärmsten Bevölkerungsschichten in Brasilien.
Viele von ihnen sind Obdachlose, die durch eine Verkettung unglücklicher Umstände auf der Straße gelandet sind.
Häufig sind sie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen, haben keine Papiere, sind alkohol- und drogenabhängig und durch Gewalterfahrungen traumatisiert.“
Ressourcen, das ist für Brasilien nicht das Problem!
„Brasilien verfügt über reichhaltige natürliche Ressourcen, eine relativ gut ausgebildete Bevölkerung und einen bedeutenden Industriesektor.
Im Index der menschlichen Entwicklung belegt das Schwellenland Platz 85 von 187 Ländern und wird damit den Staaten mit „hoher menschlicher Entwicklung“ zugerechnet.
Voraussichtlich wird Brasilien alle Millenniumsentwicklungsziele bis Ende 2015 erreichen.
Das Land ist Gründungsmitglied des Mercosur (Gemeinsamer Markt des südlichen Amerikas) und beansprucht eine Führungsrolle in dieser Wirtschaftsgemeinschaft.
Im Rahmen der Doha-Entwicklungsrunde der Welthandelsorganisation (WTO) vertritt Brasilien in Fragen der Agrar- und Handelspolitik konsequent die Interessen der Entwicklungsländer.
Außerdem setzt sich Brasilien für eine Reform des UN-Systems ein, insbesondere für eine Erweiterung des UN-Sicherheitsrates, in dem es einen ständigen Sitz anstrebt.
Sein ökonomisches Potenzial kann Brasilien bislang noch nicht voll ausschöpfen.
Das Wirtschaftswachstum hat sich in den vergangenen Jahren merklich verlangsamt und lag 2012 nur noch bei 0,9 Prozent.
Für 2013 und 2014 wird mit einem leichten Anstieg gerechnet. Im Zentrum der Wirtschaftspolitik steht ein Programm zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums (Programa de Aceleração do Crescimento, PAC).
An seiner Umsetzung sollen sich auch private Unternehmen beteiligen. Die Investitionsbereitschaft wird jedoch durch eine hohe Steuer- und Abgabenlast, Bürokratie, Intransparenz und Korruption gebremst.
Dieses Konzept müsste eigentlich auch in Brasilien funktionieren…
Einen besonderen Entwicklungsschub hatte sich Brasilien von der Ausrichtung der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 und der Olympischen Spiele 2016 erhofft.
Doch die Wachstums Impulse fielen schwächer aus als erwartet.
Von vielen Brasilianerinnen und Brasilianern wird zudem kritisiert, dass umfangreiche öffentliche Mittel für Prestigeobjekte wie neue Sportstadien ausgegeben werden statt für staatliche Leistungen, die der Bevölkerung unmittelbar zugutekommen.
Die Regierung reagierte auf die o.g. Proteste mit einem Fünf-Punkte-Plan. Er umfasst eine genaue Kontrolle der Staatsausgaben, den Einsatz ausländischer Ärzte in unterversorgten Gebieten, die finanzielle Unterstützung des öffentlichen Nahverkehrs, mehr Mittel für den Bildungssektor sowie politische Reformen, unter anderem eine Überarbeitung des Wahlrechts.
Erfolgreicher Einsatz gegen die Armut, aber es kann noch mehr kommen!
Die Situation der Armen hat sich in den vergangenen Jahren dank der ökonomischen Stabilität und einer gezielten Armutsbekämpfungspolitik deutlich verbessert. So profitieren rund 50 Millionen Menschen vom Regierungsprogramm zur Unterstützung von Familien (Bolsa Família); es ist damit das weltweit größte Sozialprogramm dieser Art. Die Mittel, die die Familien erhalten, sind an bestimmte Bedingungen geknüpft, zum Beispiel an den Schulbesuch der Kinder und regelmäßige Impfungen.
Eine weitere staatliche Maßnahme zur Bekämpfung der Armut ist die kontinuierliche Anhebung des Mindestlohns und der Mindestrente. Hinzu kommen staatliche Programme für den sozialen Wohnungsbau, eine flächendeckende Stromversorgung und zur Reform der Landbesitzverhältnisse. Insgesamt investiert Brasilien 28 Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Sozialprogramme.
Den Regierungen unter den Präsidenten Lula da Silva und Dilma Rousseff ist es gelungen, die Zahl der extrem Armen auf unter fünf Prozent zu senken. Erklärtes Ziel ist, die absolute Armut noch im Jahr 2014 komplett zu beseitigen.
Die staatliche Sozialpolitik hat auch dafür gesorgt, dass sich die Einkommensungleichheit seit 2000 abgeschwächt hat. Doch nach Angaben der brasilianischen Statistikbehörde verfügten im Jahr 2009 noch immer die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung über 43 Prozent der Einkommen. Einer der Gründe dafür ist die Landverteilung: Knapp zehn Prozent der Großgrundbesitzer verfügen über etwa 80 Prozent der Anbaufläche.
In Großstädten wie Rio de Janeiro oder São Paulo liegen Armut und Reichtum besonders dicht beieinander – das sorgt für gesellschaftliche Spannungen. Vor allem in den Armenvierteln zeigen sich gravierende soziale Missstände. Drogen- und Bandenkriminalität gehören dort gerade für viele junge Menschen zum Alltag. Die Polizei ist vielerorts nicht in der Lage, die Kriminalität einzudämmen und wirksam gegen die Drogen Mafia vorzugehen.“
Kritik
Erstaunlich niedrig sind in Brasilien die offiziell angegebenen Arbeitslosenzahlen, die zwischen 5 und 6% liegen.
Diese offiziellen Zahlen passen aber irgendwie nicht zu den o.g. Berichten.
Interessant ist auch die Frage, welche Lohnpolitik die 1300 deutschen Unternehmen in Brasilien machen!?
Insbesondere muss auch die Rolle der WTO (Welthandelsorganisation) hinterfragt werden.
Spielen bei der WTO soziale Standards überhaupt irgendeine Rolle?
Insbesondere sind diese Europäischen und Weltorganisationen alle viel zu weit weg und viel zu wenig durchsichtig.
Quatar und die Fußballweltmeisterschaft dort ist ein gutes Beispiel für die Korruption solcher Weltverbände.
Das Problem ist, die Funktionäre fühlen sich aber trotzdem alle sehr wichtig und fühlen sich eher unterbezahlt.
Ich kann jedem Volk und jeder Nation wirklich nur raten, die volle Verantwortung für die Situation im eigenen Land zu übernehmen.
Dafür benötigen Sie Gesetze und ökonomische Steuerungsinstrumente.
Diese Steuerungsinstrumente darf man nicht an Weltorganisationen abgeben!
Auch interessant: Brasilien hat das soziale Potential der WM nicht genutzt.
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Liebe Grüße,
Friedhelm Kölsch
P.S. Ich hoffe, Du bist mit dabei, das Problem Arbeitslosigkeit in Deiner Stadt und in Deinem Dorf zu lösen!?
Ohne Dich geht es nicht!